Tagesstrukturierende Betreuung auf unserer Elisabethstation
Patienten mit Demenz unterliegen aufgrund der Erkrankung meist einem erhöhten Stresslevel und den damit einhergehenden Einschränkungen und Verlusten hinsichtlich Merkfähigkeit, Gedächtnis, Orientierung, Impulskontrolle und Reizverarbeitung. Insbesondere im Krankenhaus sind Menschen mit Demenz daher auf einen sensiblen, schützenden Umgang angewiesen. Überforderung, beispielsweise durch die kliniktypische Geräuschkulisse, häufig wechselnde Kontaktpersonen und weitere strukturell bedingte Faktoren, sollten daher vermieden werden. Stattdessen verhindert eine angemessene Steuerung und Gestaltung des gesamten Krankenhausaufenthaltes eine Negativspirale aus herausforderndem Verhalten, Sedierung und Fixierung.
Das Demenzkonzept im SEK Eutin zeichnet sich durch demenzsensible und delirpräventive Strukturen aus.
Die Grundidee der Elisabethstation ist die Einbindung der Patienten in eine familienähnliche Tagesstruktur. In einem wohnlichen Tagesraum wird der Tagesablauf gestaltet. Hier werden auch gemeinsam die Mahlzeiten eingenommen, auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet und der Tagesablauf mit ressourcenorientierten Beschäftigungsangeboten – auch individuell – gestaltet.
Geschützte und Orientierung gebende Räumlichkeiten
Die Elisabethstation für die Behandlung an Demenz und/oder an einem Delir leidenden Patienten ist ein geschützter Bereich innerhalb der Klinik. Der Bereich ist von der übrigen Klinik durch eine von innen als Bücherregal gestaltete und damit nicht sofort erkennbare Tür abgetrennt. Zudem erhalten Patienten mit einer „Hinlauftendenz“ einen als Armbanduhr gestalteten Signalgeber, welcher bei Verlassen der Station ein Alarmsignal in der Rufanlage auslöst.
Der Tagesraum ist der gemeinsame Aufenthaltsort, der für Patienten mit Demenz bzw. Delir gestaltet wurde. Er ist als zentraler Treffpunkt gedacht, der vor allem Orientierung und Sicherheit bieten soll. Im Tagesraum findet das umfassende Betreuungsangebot, einschließlich der begleiteten Mahlzeiten, statt (siehe Abschnitt weiter unten).
Die Patientenzimmer sind als große Zimmer in hellen Farben und mit orientierungsgebenden Symbolen gestaltet. Zudem befinden sich große Orientierungskalender und große Uhren auf der Station. Insbesondere zur Förderung der Orientierung wird auf eine jahreszeitlich entsprechende Dekoration geachtet.
Multiprofessionelles Team
Die geriatrische Behandlung und damit auch die Behandlung von Patienten mit Demenz/Delir erfolgt stets im multiprofessionellen Team. Folgende Berufsgruppen sind im geriatrischen Team vertreten, wenn die betreuten Patienten zusätzlich eine Demenz oder ein Delir aufweisen:
- Ärztlicher Dienst
- Pflegedienst
- Logopädie
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Krankengymnastik
- Sozialdienst
- Psychologie
- Seelsorge
- Demenzkoordinatorin
- Betreuungsdienst
- Motopädagogin
- Besuchs- und Therapiebegleithunde als Co-Therapeuten
Individuelle Betreuung am Tag und in der Nacht
Unsere Patienten auf der Elisabethstation werden intensiv durch qualifizierte Betreuungsfachkräfte betreut (Einzel- bzw. Gruppenangebote in Tagesräumen der Stationen und in den Zimmern). Bei der Erstellung der Angebote werden biografische Informationen berücksichtigt, so dass für jeden Patienten individuell, seinen Bedürfnissen entsprechend, eine optimale Betreuung gewährleistet werden kann. Die Betreuung im Tagesraum verbessert die soziale Integration und stabilisiert den Tag-Nacht-Rhythmus.
Patienten mit einer Demenz oder auch einem Delir weisen häufig eine Verkehrung des Tag-Nacht-Rhythmus auf. Bei nächtlicher Unruhe und „Hinlauftendenz“ mit begleitender Sturzgefahr wird nach Abstimmung der diensthabenden Mitarbeiter die Rufbereitschaft des Betreuungsdienstes genutzt. Das nächtliche Betreuungsangebot wird auch bei psychischen Unruhezuständen und/ oder herausforderndem Verhalten angefordert.
Bei nächtlicher Unruhe und unter sedierender Medikation stellt sich bei Patienten häufig eine Schläfrigkeit am Folgetag ein, wodurch sich der verkehrte Tag-Nacht-Rhythmus verfestigt. Die Teilhabe an therapeutischen Angeboten ist damit am Folgetag gefährdet. Sedierende Medikamente werden deshalb im SEK Eutin in behutsamer Dosierung nur bis Mitternacht verordnet. Ansonsten erfolgt eine Einzelbetreuung mit begleiteten Spaziergängen oder validierenden Gesprächen. Somit können die Patienten ihrem Bewegungsdrang folgen und im Gespräch Ängste abbauen und Vertrauen gewinnen.
Beschäftigungsangebote
Bei den Beschäftigungsangeboten handelt es sich beispielsweise um das Vorlesen der Tageszeitung, kreative oder musikalische Einzel- und Gruppen-Angebote sowie kognitives Training zur Aufrechterhaltung der Merkfähigkeit und Konzentration. Die klare und täglich wiederkehrende Struktur bietet den Patienten Sicherheit, Wiedererkennung und fördert so das Wohlbefinden. Dieses umfassende Betreuungsangebot wird durch qualifizierte Mitarbeiter, die eine Ausbildung zur Betreuungsfachkraft nach § 43b SGB XI absolviert haben, durchgeführt. Das Betreuungsangebot mindert dabei erfahrungsgemäß herausforderndes Verhalten und hilft einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus zu etablieren.
Beschäftigungsangebote Unterstützung von Angehörigen
Von großer Bedeutung ist auch die Betreuung der Angehörigen. Dies betrifft beispielsweise die psychische Bewältigung der häufig langfristig bestehenden Belastungssituation pflegender Angehöriger. Daher steht für die betreuten Patienten, aber insbesondere auch für die Angehörigen, das Angebot der Seelsorge und der psychologischen Beratung zur Verfügung.
Einen hohen Stellenwert hat zudem die vorausschauende Planung der weiteren pflegerischen Versorgung von Patienten mit Demenz. Hierzu besteht ein umfassendes Angebot durch den Sozialdienst und die Familiale Pflege am SEK Eutin.